Warum hat die Kinderbetreuung im Haushaltsrat so wenig Platz eingenommen?

Es ist nach 22 Uhr. Es ist lausig kalt. Es soll über den Antrag der Grünen/SPD verhandelt werden, wonach wesentlich mehr Geld in die Kinderbetreuung wandern soll. Viele interessierte Eltern sind im Zuschauerraum. Die frieren genauso wie die Ratsmitglieder.

Cornell Babendererde (CDU) meldet sich… Zur Geschäftsordnung. Sie appelliert an die Redner sich kurz zu fassen, denn das Thema sei ja schon durchdiskutiert, es sei kalt und wir wollen nach Hause. Mir schießen zwei Gedanken durch den Kopf: „Ja, ich friere und will nach Hause – sie hat recht.“ und „Die Zuschauer warten seit Stunden auf genau diesen Showdown. Das ist grad irgendwie instinktlos“.

Buh-Rufe aus dem Publikum verstärken den zweiten Eindruck. In der Tat hat der Rat vorher über andere Dinge mehr gerungen. Ich bin für diesen Tagesordnungspunkt aber auch seltsam emotionslos. Warum eigentlich?

Es gibt im Recht den Grundsatz „ultra posse nemo tenetur“. Das heißt auf Deutsch in etwa – wenn etwas nicht geht, dann geht es nicht – und dann kann man dazu niemanden verpflichten. So ungefähr geht es mir mit dem Grün-SPD Antrag zur Kinderbetreuung. Da wird gefordert, dass wir sehr viel Geld mehr verplanen, um nach der Abschaffung der Horte die Betreuung so zu machen, wie sie vorher war.

Ich erinnere mich daran, wie wir die Horte eingeführt haben. Mussten wir nicht. Wollten wir aber. Hat irre viel Geld gekostet. Wir haben es trotzdem gemacht. Dann kam aus Hannover irgendwann das Signal „Hey, wir können Ganztagsschule machen“. Da ging dann das Problem los. Dass es null Sinn ergibt, Horte zu betreiben, wenn gleichzeitig die Schule die Kinder bei sich behält, kapiert wohl jeder. Aus dem System auszusteigen, auch wenn es weh tut, war damit folgerichtig.

Allerdings haben die Horte einiges gemacht, was – aus dem System heraus – mit der Ganztagsschule nicht geht. Frühbetreuung zum Beispiel. Was mir echt weh tut. Ich  habe ich nicht öffentlicher Sitzung auch verschiedene Leute aus der Stadtverwaltung angebrüllt. Dass wir das machen müssen. Antwort: „Wir finden halt keinen, der sich morgens um sieben hinstellt um eine Stunde auf die Kiddies aufzupassen und dann wieder ins Bett geht“. Verstehe ich schweren Herzens.

Genau das ist aber auch wirklich das Problem mit dem SPD/Grünen Antrag gewesen: Es wäre eigentlich nur Verarsche (sorry ich finde kein besseres Wort) den Eltern gegenüber gewesen: Wir wollen alles mögliche und stellen dafür Geld bereit – am Ende des Tages hätte es aber nicht funktioniert. Das sagen uns alle, die Kinderbetreuung grundsätzlich machen. Sie können es nicht, weil sie verständlicherweise nicht das Personal finden, das so flexibel wäre.

Damit war aber auch jede Diskussion eigentlich überflüssig und Cornell hatte recht. Sorry, wenn ich das nicht mehr in der Ratssitzung gesagt habe, aber das hätte das Frieren ja auch nur verlängert…..