Auf den Gruppenantrag zur Verkehrssicherheit in Winsen gab es eine ziemlich scharfe Reaktion der als Fahrrad-Lobbyistin bekannten Winsenerin Olga Bock in Form eines Leserbriefes im Winsener Anzeiger von gestern. Wenn man als kommunalpolitischer Mandatsträger etwas auf sich hält, schreibt man keine Leserbriefe – also sei eine kurze Auseinandersetzung bzw. Replik an dieser Stelle erlaubt.
Vorab eine kurze Analyse:
Frau Bock scheint ziemlich angefressen zu sein, was sie dadurch belegt, dass sie die Hälfte der ersten Spalte darauf verwendet rhetorische Fragen zu stellen, auf die sie offensichtlich keine Antwort erwartet – bzw. diese dann im Rest der ersten Spalte selbst beantwortet, indem sie den Leser mit Zahlen nervt. Dabei zieht sie sich an der Formulierung „zahlreich“ für neun von 69 Maßnahmen hoch.
Okay, Frau Bock, einigen wir uns auf „einige“ Maßnahmen?
War sonst noch was? Achja… Der dreifache Verweis auf den ominösen „Fachmann“, der das Konzept entwickelt hat. Man ist ja versucht, den platten Hinweis, der oft und gern von Atomkraftgegnern benutzt wurde, zu geben, dass ja die Titanic von Fachleuten aber die Arche Noah von Laien gebaut worden sei.
Nein, auf das Niveau begeben wir uns dann lieber doch nicht. Wir haben jetzt konkrete Erfahrungen mit der Umsetzung des Konzeptes und das Gefühl, da könnte nicht alles gut gelaufen sein bzw. jetzt ist es vor allem auch für Radfahrer gefährlicher als vorher und als Autofahrer fühlt man sich an der Kreuzung noch extra unsicher. Da ist es doch folgerichtig, wenn man mal guckt, was die Umsetzung konkret vor Ort für nachweisbare Folgen hat und ob wir diese Erfahrungen bei der weiteren Planung nicht nutzen können. Zumal wir hier eine globale abstrakte Planung haben, der wir nun konkrete Ergebnisse entgegenstellen können.
Nun gut, wer sich aktiv einseitig für die Interessen von Fahradfahrern stark macht, wie die im ADFC aktive Frau Bock, der darf an der Stelle auch schon mal aggressiv werden. Allgemein sind Aggressionen besser zu Papier gebracht, als im Straßenverkehr ausgelebt.
Wenn man allerdings als schwerpunktmäßig mit Verkehrsrecht befasster Rechtsanwalt den Vorwurf erhält, die StVO nicht zu kennen, dann trifft das schon hart.
Wenn alle immer so führen, wie sie nach der StVO sollten, hätte ich hier kaum was zu tun. So gut wie niemand gefährdet mit Absicht sich oder andere. Aber es ist eben keine erstrebenswerte Situation, wenn aufgrund einer kurzen Unaufmerksamkeit ein Radfahrer im Krankenhaus landet und ein Kraftfahrer mit einer Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung rechnen muss.
Haftungsrechtlich sind die Radfahrer den Autofahrern gegenüber ohnehin schon im Vorteil und bei der aktuellen Gestaltung der Kreuzung sind fast nur solche Fahhrad/Auto-Unfälle denkbar, bei denen der Kraftfahrer weit überwiegend bzw. allein haftet.
Dadurch sind die Radfahrer aber nicht notwendigerweise besser dran – die haben nämlich nun mal keine Knautschzone und es hat noch niemandem geholfen, wenn „Ich hatte aber Vorfahrt“ oder „Der Autofahrer war schuld“ in den Grabstein gemeißelt wurde.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist also erforderlich und ich finde als Kommunalpolitiker tun wir gut daran, nicht einseitig die Interessen der Radfahrer zu sehen – das ist Frau Bocks Job – sondern diese mit denjenigen der anderen Verkehrsteilnehmer abzuwägen.
Auf eine Grundsatzdiskussion „Rad gegen Auto“ werde ich mich jedenfalls nicht einlassen – bis auf Weiteres haben beide Fortbewegungsmöglichkeiten ihren Stellenwert und ihre Berechtigung.
Der Grüne Pfeil galt übrigens für alle.