Es war ja die letzte Zeit etwas ruhiger auf dieser Seite, was zum Teil der Tatsache geschuldet ist, dass mir vielfach zu den aktuellen Geschehnissen im und um den Rat der Stadt Winsen nicht mehr viel eingefallen ist – bzw. der Tatsache, dass meine Meinung entweder vollständig in Stellungnahmen von Ortsverband und Fraktion der FDP in Winsen aufgegangen ist, oder ich für kleinere persönliche Meinungsäußerungen Facebook für mich entdeckt habe.
Man mag sich denn auch wundern, dass es hier kein halbes Jahr vor der Kommunalwahl noch so beschaulich zu geht; andere Parteien und Personen in Winsen drehen schließlich grade richtig auf…
So haben die Grünen auf ihrer Homepage jetzt mal die „bösen Atomkraftlobbyisten“ an den Pranger gestellt… Mich ganz vorne mit dabei.
So richtig die Darstellung, wenn man nur vom Abstimmverhalten ausgeht, auch sein mag, so flach ist Sie leider auch – denn weder Anton Zeyn noch ich haben ja mit „NEIN“ gestimmt, weil wir Atomkraft so toll und unverzichtbar finden.
Es war Steffen Behr, der richtigerweise zuerst darauf hinwies, dass die Beschaffungsverträge der Stadtwerke bis 2014 geschlossen sind – was ich bestätigt habe. Schließlich bin ich eben auch Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Schon aus formalen Gründen war der Antrag also kritisch zu betrachten: Wenn die Gesellschafterin versucht aus politischen Gründen so massiv in das operative Geschäft einzugreifen stellt das nicht nur eine Ohrfeige für die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat dar – es verlagert auch Entscheidungen an die meiner Ansicht nach falsche Stelle. Wenn ein Stadtrat im Jahre 2011, ein paar Monate vor Wahlen, Entscheidungen, die das Jahr 2014 betreffen, vorweg nimmt, ist das aus meiner Sicht auch unter demokratischen Gesichtspunkten fragwürdig.
Es weiß doch im Moment noch niemand, wie sich die energiepolitische Diskussion, und vor allem die Strompreise in den nächsten Monaten während des Moratoriums entwickeln. Daher verstehe ich auch nicht, wie man sich jetzt – völlig ohne Not – für 2014 festlegen will. Das alles kann für die Stadtwerke und ihre Verhandlungsposition nicht gut sein.
Hinzu kommt ja, dass die Stadtwerke jetzt schon für jeden, der es will, einen entsprechend zertifizierten Tarif anbieten, bei dem der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammt. Den Stadtwerken jetzt zu verbieten, jemals wieder Atomstrom zu kaufen, ist nicht nur sinnfrei zu diesem Zeitpunkt, es ist auch doppelt bevormundend – einerseits, indem man, wie dargestellt, die Geschäftsführung ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt, andererseits aber auch indem man dem Kunden eine Wahlmöglichkeit entzieht. Es wird dann übrigens auch der Eindruck vermittelt, man bräuchte seine Wahlfreiheit als Konsument gar nicht ausüben, die Grünen passen ja schon darauf auf, dass nur „guter“ Strom aus der Steckdose kommt.
Dahinter steckt das zutiefst autoritäre, moralisierende Denkmodell einer „schönen Grünen Welt“, in der es nur schwarz oder weiß, bzw. nur grün oder falsch gibt. Wobei sich nicht nur die Grünen, anzumaßen, sagen zu können, was für alle das Beste ist. In Brüssel macht sich so was zum Beispiel durch ein Glühbirnenverbot oder in Berlin durch E10 bemerkbar, in Winsen über Einmischung in den Geschäftsbetrieb der Stadtwerke.
Dass ich als Liberaler einer solchen „Entmündigung“ eines Betriebes, der mit Erfolg für unsere Stadt wirtschaftet, als auch dessen Kunden gar nicht zustimmen KANN, ohne gegen alles zu verstoßen, wofür ich und die FDP stehen sollten, versteht sich hoffentlich von selbst.
Es bleibt der Verdacht, dass dieser Antrag zu dieser Zeit der Versuch war, die Ängste der Menschen, die in Zusammenhang mit Fukushima entstanden sind für politische Stimmungmache im Wahlkampf zu implementieren. Die Ängste der Menschen für sich zu nutzen ist leider ebenso politisch legitim wie es aus meiner Sicht moralisch verwerflich ist – passiert in letzter Zeit aber leider häufiger in Winsen.