Rockkonzert und Verantwortung

Manchmal muss man auch Verantwortung übernehmen für Dinge, die man im Rückblick anders gemacht hätte. Ich habe mich bei der Abstimmung über die Ausfallbürgschaft – anders als die anderen beiden FDP Ratsherren – enthalten und will mich dafür rechtfertigen. Wenn man aber über das Rockkonzert mit Nena redet, das wohl in der Tat von der finanziellen Seite her ein ziemlicher Schlag für die Stadt ist, muss man meiner Ansicht nach das ganze aus der Sicht bevor es stattfand, betrachten. Hinterher ist man immer schlauer.

Als der Antrag der SPD ursprünglich mal gestellt wurde hatte ich als Mitglied des vorbereitenden Kulturausschusses erstmal ein ganz gutes Gefühl dabei. Es ging mir vor allem darum, den Park auch für Nicht-Senioren attraktiv zu machen. Wenn man ein bestimmtes Ziel für die Stadt und ihre Bürger erreichen will, muss man manchmal Risikoinvestitionen tätigen. Bei dem Rockkonzert war – mir jedenfalls – nicht von vorn herein klar, dass das ein Schlag ins Wasser werden würde. Hier galt es Abzuwägen, ob das Risiko für Winsen 50.000 Euro Steuergelder zu verlieren den positiven Effekt, nämlich die Luhegärten langfristig für junge Leute zu beleben, Wert war. Bei der Abwägung pro und contra Ausfallbürgschaft war ich so hin und hergerissen, dass ich mich in der Abstimmung enthalten habe.

Wie kam es dazu? Ursprünglich sollte die Stadt das „Rockkonzert“ selbst organisieren.. Dass die Stadtverwaltung das gar nicht gekonnt hätte war und ist meine Ansicht bis heute. Ich habe damals Frau Eckhoff den Vorschlag gemacht zu beantragen, dass die Stadtverwaltung fünf professionelle Konzertveranstalter anschreiben denen das Gelände anbieten möge. 

Auszug öffentliches Protokoll der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport, Freizeit,Tourismus und Partnerschaften vom 2.6.07

TOP: Ö 12

Ratsfrau Eckhoff leitet zur Tischvorlage der SPD-Fraktion ein. Man wolle im Bereich der Luhegärten (ehemaliger Eckermannpark) im Jahr 2008 eine Rockveranstaltung durchführen lassen. Die Verwaltung solle von externen Veranstaltern 5 Angebote einholen und das Kostenvolumen darlegen.

Ratsherr Ruschmeyer ist der Meinung, der Eckermannpark eigne sich gut für die Durchführung einer solchen Rock-Veranstaltung.

Ratsfrau Winklareth gibt zu bedenken, man solle daran denken, für alle Altersgruppen Angebote zu schaffen.

Ratsherr Lübberstedt trägt die Meinung der CDU-Fraktion vor. Man halte den Ort Eckermannpark für ein Rockkonzert für nicht geeignet. Die CDU sehe im Schlossplatz die geeignetere Fläche.

Ratsherr Schlüter bemerkt, er halte den Eckermannpark für einen idealen Standort. Daher sei dies ein Projekt, welches unterstützt werden müsse.

Frau Bürgermeisterin Bode widerspricht der mehrheitlichen Auffassung, der Eckermannpark sei eine ideale Fläche für Rock-Veranstaltungen. Es gehe im Kern auch um die Kosten für die Wiederherstellung der Anpflanzungen nach einer solchen Veranstaltung. Es müsse diesbezüglich mit hohen Kosten gerechnet werden.

Für Stadtjugendpfleger Macke sei auch die Frage bei der Durchführung der Veranstaltung mitentscheidend, wer als „Headliner“ gesucht werde.

Frau Bürgermeisterin Bode macht darauf aufmerksam, dass die Veranstaltungsgröße Grundlage aller Planungen sein müsse. Daher wäre eine Vorgabe hinsichtlich des einzusetzenden Geldbetrages hilfreich.

Ratsherr Ruschmeyer erwidert, Verhandlungsgrundlage mit einem externen Veranstalter müsse sein, möglichst eine kostenneutrale Veranstaltung anzustreben.

Auch Ratsherr Lübberstedt verdeutlicht, es sei für ihn hinsichtlich der Durchführung der Veranstaltung die entscheidende Frage, wie viele Menschen man erreichen wolle.

Im folgenden wird über den Antrag der SPD-Fraktion abgestimmt.

Beschluss:

Bis zur nächsten Ausschusssitzung für Kultur, Sport, Freizeit, Tourismus und Partnerschaften werden 5 Angebote bei Veranstaltern eingeholt, eine „Rocknacht“ in den Luhegärten im Jahr 2008 in Winsen durchzuführen.

Abstimmungsergebnis:

Ja: 5 Nein: 3 Enthaltung: keine

Von denen kamen dann „Angebote“ und Kanebley schien uns allen der „Beste“ zu sein. Positive Erfahrungen hatte ja Neu-Wulmstorf mit „Silbermond“ vorzuweisen. Ich habe mich immer dafür ausgesprochen, dem privaten Veranstalter eine möglichst große Freiheit zuzugestehen – denn ich mag mir gar nicht vorstellen, was denn dabei rausgekommen wäre, wenn wir im Ausschuss auch nur versucht hätten, uns auf einen Künstler zu einigen. Dass ich nicht unbedingt Nena gewählt hätte ist klar. Naiv wie ich war, bin ich allerdings davon ausgegangen, dass jemand, der Erfahrungen hat mit Konzerten das ganze auch so planen kann, dass er dabei Gewinn macht und keinen Verlust.

Als dann die Ankündigung kam für einen großen „Top-Act“ brauche man eine Ausfallbürgschaft i. H. v. € 50.000,- habe ich auch erstmal geschluckt. Die anderen beiden Mitglieder der FDP Fraktion, namentlich Erich Lubina und Hans Heinrich Rüschmeyer waren dagegen, aber ich hatte bereits so viel konstruktives in die Vorbereitung im Ausschuss beigetragen, dass ich persönlich der Meinung war, das könne man machen. Ich hielt es für ein kalkulierbares Risiko und habe in Kompetenz und Interesse des Veranstalters, Gewinn zu machen, vertraut. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht, so dass ich mich in der Ratssitzung anders als meine Fraktionskollegen (die haben dagegen gestimmt) bei der Abstimmung enthalten habe – was dazu geführt hat, dass es für die Ausfallbürgschaft eine Mehrheit gab.

Unterm Strich muss ich feststellen, dass Lubina und Rüschmeyer diesmal vollkommen Recht hatten. Was bleibt ist die – zugegebenermaßen dünne – Hoffnung, dass jetzt Konzertveranstalter auf das Gelände aufmerksam geworden sind und in Zukunft so etwas ohne Ausfallbürgschaft, vielleicht in kleinerem Rahmen oder mit anderem Engagement dort durchführen. Jedenfalls würde ich in Zukunft immer gegen eine Ausfallbürgschaft stimmen.

Allerdings gehe ich davon aus, dass Herr Kanebley uns – jedenfalls in nichtöffentlicher Sitzung – ganz genau Rechenschaft ablegen wird, in welcher Höhe denn Defizite angefallen sind und wir daraus zumindest gewisse Erkenntnisse für die Zukunft ableiten können.  

Koalitionsaussage?

Im nächsten Jahr sind Bundestagswahlen. Ich bin im Moment kein Delegierter zum Bundesparteitag – und dadurch werde ich nicht direkt gefragt werden, wie ich denn die Frage sehe. Dennoch möchte ich hier ein paar Gedanken kund tun.

Wir sollten ganz klar sagen, dass wir uns eine Koaliton mit der CDU wünschen – aber auch im Vorwege festhalten, dass wir uns – weil wir eine eigenständige und gute Programmatik haben – nicht darauf festlegen. Wenn man aus der gemeinsamen Regierungsverantwortung kommt, die Regierung gut funktioniert hat, wie in Niedersachsen 2008, dann ergibt es Sinn sich festzulegen. Im Bund wird das aber nicht der Fall sein nächstes Jahr. Sollte das Wahlergebnis für Schwarzgelb wieder nicht reichen, müssen wir zumindest in der Lage sein auch mit anderen Parteien über ein Regierungsbündnis zu verhandeln. Der Umfrage und Wahlerfolg der Hessischen Liberalen nach der klaren Koalitionsaussage gibt ihnen zwar recht.. Aber was haben sie jetzt davon? Womöglich demnächst eine Rot-rot-grüne Regierung. Nicht falsch verstehen, man muss nach der Wahl tun was man vorher gesagt hat – insofern kommt in der konkreten Situation eine Ampel nicht in Frage – ob man sich aber vorher festlegen MUSSTE ist aus meiner sicht schwer zu sagen. Wichtig ist, dass die Parteifreunde in Hessen trotz der Versuchung einzugeben Wort halten! Dafür meine Anerkennung. Das Image der „Umfaller“ ist meine liebe Partei damit wohl erstmal los.

Im Jahre 2003 waren wir in Niedersachsen schon mal in einer ähnlichen Situation. Wir kamen aus der Opposition und wollten natürlich gern in die Regierungsverantwortung. Ich war damals noch recht neu in der Partei aber schon so angenehm aufgefallen, dass ich mit meinen 21 Jahren bereits Delegierter zum Landeshauptausschuss (Kleiner Parteitag mit ca. 100 Delegierten aus ganz Niedersachsen) war. Der Landesvorstand hatte damals einfach mal beschlossen, dass wir uns nach der Wahl auf eine Koalition mit der CDU festlegen.

Der Winsener Ortsverband der FDP sah das anders und hatte einstimmig beschlossen, dass wir uns nicht festlegen sollten. Das habe ich damals (bei meinem ersten Auftritt auf Landesebene) in Hannover so vertreten:

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Es gibt Liberale verschiedenster Couleur. Was uns allerdings alle verbindet ist die Liebe zur Freiheit. Was Freiheit ist, darüber scheiden sich auch bei uns die Geister, doch finden wir vielleicht bei George Orwell die Definition, mit der wir uns alle abfinden können:

 

Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht,
anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen

 

Für die Liberalen bedeutet das nach meiner Ansicht sogar eine Verpflichtung.

 

Tja… das wollen wir auch mit dem heutigen Antrag, der im Übrigen auch von den Ortsverbänden Tostedt und Neu Wulmstorf unterstützt wird, tun.

 

Ich glaube, dass wir in letzter Zeit so etwas wie den Beginn der Emanzipation des deutschen Liberalismus erleben konnten. Die neue Eigenständigkeitsdoktrin der Ära Westerwelle hat uns einen ungeahnten Aufschwung beschert. Immer mehr Menschen in Deutschland bekennen sich zu liberalen Werten und haben erkannt, dass der Staat dem Individuum dienen soll und nicht umgekehrt.

 

Diese Menschen, meine Damen und Herren, stellen unsere Wähler dar, die Wähler die wir wollen, und die Wähler, denen wir mit einer prämaturen Koalitionsaussage, vor den Kopf stoßen. Man könnte den Begriff der ejaculatio präcox hier aufgreifen.


Für die „liberale Emanzipation“, eine
langfristige positive Entwicklung, stellt sie einen Rückschritt dar. Wir an der Basis haben den vergangenen Sommer damit verbracht, die Wähler in mühevollen Einzelgesprächen davon zu überzeugen, das wir als eigenständige Kraft im politischen System einen eigenen Wert – unabhängig von den beiden großen Volksparteien – darstellen. Es ist schwer, sich ohne rot zu werden nun vor dieselben Wähler zu stellen, nach dem Motto: war alles nur Spaß… wir kriegen alleine ja doch nichts auf die Reihe.

 

Es wird behauptet, dass wir mit einer Koalitionsaussage in der Vergangenheit bessere Ergebnisse erzielt hätten als ohne. Überprüfen wir die Aussage anhand der Bundestagswahlen: nur 1998 und 2002 sind wir aus der Opposition gekommen, andere Vergleichsdaten scheiden also aus. Fakt ist: Mit Koalitionsaussage haben wir einen um 2% GERINGEREN Stimmenanteil bekommen als ohne.

 

Wir müssen also ganz klar machen, das wir auf einem Punkt stehen, der sich deutlich von dem der SPD ABER AUCH von dem der CDU unterscheidet, und das wir NACH DER WAHL! schauen können, wer den größeren Schritt in unsere Richtung macht bzw. mit wem de facto eine liberal angehauchte Regierung auf die Beine zu stellen ist. Dafür ist Äquidistanz keine notwendige Voraussetzung. Natürlich steht uns das Programm der CDU momentan näher, während Herr Gabriel langsam alle Sympathien verspielt. Wer sagt uns aber, dass der nicht bei einem entsprechenden Wahlergebnis plötzlich vom Saulus zum Paulus wird? Es ist wie in der Wirtschaft: Nein sagen kann man doch erst, wenn Angebote vorliegen.

 

Wer uns gerade wegen der Koalitionsaussage wählt, sieht uns notwendigerweise als Anhang, also als Appendix der CDU. Dann werden wir doch höchstens gewählt, um ab und an eine Appendicitis zu verursachen, wenn die Schwarzen auf dumme Gedanken kommen. Als ansonsten überflüssiges Organ kann und will ich die FDP aber nicht sehen und erst recht nicht verkaufen.

 

Deshalb werbe ich um Ihre Unterstützung für diesen Antrag…. Um dem Wähler zu zeigen, dass wir als eigene Kraft für eigene Werte einstehen.

Es war schön zu erleben, dass die Delegierten, die noch während ich zum Rednerpult ging Feindselig guckten und sogar ein bis zwei Buhrufe kamen – zum Ende meiner Rede doch noch mehrheitlich applaudierten.

Die Gegenrede hielt ein gewisser Philipp Rösler, der damals Generalsekretär der Niedersächsischen FDP war und ich verlor die Abstimmung (mit ich glaube 4 zu 93 Stimmen jedenfalls etwa so). Trotzdem immer schön abweichende Meinungen haben und sagen zu können!

Neues aus dem Planungsausschuss

Am 3.  September war Planungsausschusssitzung. Da ich den Antrag bezüglich der Bauleitplanung in Hoopte verfasst und mich da stark engagiert hatte, habe ich Hans-Heinrich Rüschmeyer gebeten, diesen Ausschuss für ihn wahrzunehmen. Das war auch kein Problem.

Tja.. der Antrag wurde so wie ich ihn gestellte habe vom Planungsausschuss empfohlen, bei drei Enthaltungen, davon zwei aus der CDU und der von Dr. Schäfer. Ich gehe daher davon aus, dass der Verwaltungsausschuss das so beschließen wird und die schwachsinnige Planung damit vom Tisch ist. Hoffentlich nimmt die Verwaltung die Forderung, das Baugebiet von Westen zu erschließen und langsam anzufangen auch wahr und ernst.

Weiterhin freut es mich, dass die Planungen des TSV Winsen jetzt scheinbar auf einem guten Weg und endlich vollständig durchfinanziert sind – wobei sie jetzt mit der von der „Deutschlandkoalition“ beschlossenen Bezuschussung von 3,1 Mio. Euro auskommen. Das muss auch wirklich reichen.

Ein Teil der Finanzierung soll ja aus dem Grundstücksverkauf des alten TSC Sportplatzes an der Schirwindter Straße sichergestellt werden (wo wir in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse ein Baugebiet planen). Da haben wir in der Planung ein Stück Land des Kreises dabei – das jetzt nur Grünfläche ist und im Zuge der Planungen für 600.000 Euro verkauft werden könnte. Bodo Beckedorf sagte in der Sitzung so schön, dass es üblich ist, solche Planungsgewinne zumindest zum Teil zu solidarisieren.  Tja.. Der Landrat wollte das tun, indem er ein Teil des Gewinns als Zuschuss für die TSV Planung gegeben hätte und hat das den wichtigsten Vertretern der Kreistagsmehrheit so mitgeteilt. Da ist er abgeblitzt… Ich hasse ja eigentlich Kirchturmdenken.. aber ich wette wenn das in Buchholz gewesen wäre, hätten die Akteure das Ganze etwas anders gesehen.. Nun, da wir uns als Winsener nicht alles gefallen lassen müssen, habe ich in der Sitzung den Antrag gestellt, mal zu sehen, ob wir die Kreisflächen aus der Planung rausbekommen. Wenn man uns so brüsk zurückweist, müssen wir dem Kreis auch nicht unbedingt zu diesem Gewinn verhelfen. Sooo groß ist der Siedlungsdruck bei uns nämlich auch nicht. Ist zwar schade, fast schon albern, aber vielleicht wacht da ja mal jemand auf.. Ein vernünftiges Miteinander wäre schöner!

Tja.. wir haben dann noch die Stellungnahmen der Stadt bezüglich möglicher Factory Outlet Center in Soltau bzw. Bispingen abgestimmt. Im wesentlichen sagen die aus, dass die angestellten Gutachten nicht gut gemacht sind.. Zu den Projekten selbst sind sie eher neutral. Wir haben aber auch darüber diskutiert und ich war mit Uwe Scheuer von der SPD der Ansicht, dass das kaum Kaufkraft aus Winsen abziehen kann.. Wer in Winsen Kleidung usw. einkauft, statt die 10 Min nach Lüneburg oder die 20 Min nach Hamburg zu fahren – wird sich sicher nicht ins Auto setzen und 45 min Autobahn fahren.  Statt zu kritisieren was andere machen sollten wir lieber sehen, dass wir attraktive Sortimente nach Winsen bekommen…

Tja.. dann standen noch drei spaßige Anträge auf der Tagesordnung, die wir schon mal im Rat hatten – dieses ewige Zurückverweisen in die Ausschüsse geht mir ehrlich gesagt gehörig auf den Zeiger. Wir sollten einfach mal den Mut haben Anträge die „gut gemeint“ aber nicht gut sind gleich abzulehnen – statt das ganze Verfahren von vorn anzufangen.. Die Anträge waren  die Forderungen  der freien Winsener, nach LKW Fahrverboten und LKW Parkverboten in Winsen. Von StVG und StVO her dürfen wir das nicht, was die sich so vorstellen, eine inhaltliche Diskussion erübrigt sich da eigentlich schon. Ist zwar vorm Hintergrund des von mir geschätzten Subsidiaritätsprinzipes irgendwo ärgerlich, dass wir das nicht vor Ort regeln DÜRFEN.. Aber ist halt so. Wieder mal sone Shownummer halt.

Der dritte Antrag war ähnlich zu bewerten.. Die Grünen fordern Bauverbote in 100m Abstand zu Hochspannungsleitungen.. Hatten wir auch schon mal im Rat.. Bzw. besonders gehts darum, keine öffentlichen Gebäude dichter daran zu planen. Das Dilemma ist, dass wir den Kindergarten in Roydorf quasi fertiggeplant haben.. in 60m Abstand zu solchen Leitungen.. Also um es kurz zu machen, diese grundsätzliche Selbstbindung haben wir abgelehnt.. Den Kindergarten wollen wir trotzdem bauen. Ich glaube wirklich nicht, dass die nicht belegbare abstrakte Gefahr durch elektromagnetische Wellen so groß ist, dass sie dem Druck Kindergartenplätze zu schaffen auch nur ansatzweise in der Abwägung standhalten kann. Besonder abstrus wurde dann die Diskussion darüber das Gebäude so weit wie möglich von den Leitungen „wegzuschieben“. Dann würde also die Spielfläche draußen nicht nur direkt an der Straße (Das ist eine Gefahr, die sogar ich begreife!) sondern eben auch noch praktisch unter diesen verteufelten Hochspannungsleitungen liegen..

Ich finde ehrlich, dass hier völlig übertrieben wird.. Ich meine da wird über die möglichen Gefahren von elektromagnetischen Feldern in 60m Abstand diskutiert in einem Raum, der ein W-Lan Netzwerk mit 10 wild durcheinanderfunkenden Laptops betreibt, der unterm Tisch eine Ringleitung aus Steckdosenleitungen hat und indem sich mindestens 10 Mobiltelefone angeschaltet befinden – wenn auch lautlos…

Wir werden alle Sterben!

Aber ich glaube nicht an Spätfolgen dieser Strahlungen – und falls doch, dann wenigstens für Winsen und seine Bürger…

Satire zu Koalitionen

Da es Richtung Sommerpause geht, streue ich hier mal etwas Amüsantes ein. Das beste deutsche Satiremagazin dass ich kenne hat mal einen Beitrag zum Thema Koalitionen gemacht, der irre komisch ist, aber irgendwie auch Grund zur Sorge bereitet…

Anmerken möchte ich:

Auch wenn der Westerwelle 2008 Modus ein prima Gag war und ich Tränen gelacht habe… Möchte ich daran erinnern, dass wir tatsächlich bei allen drei Wahlen eine andere Koalition als schwarzgelb ausgeschlossen hatten – und uns daran gehalten haben. Nächstes Jahr bei der Bundestagswahl werden wir vermutlich sagen, am liebsten schwarzgelb – aber wenn das Ergebnis nicht reicht, werden wir vermutlich mit allen außer den extremen auf der rechten und Linken verhandeln, alleine schon um Deutschland nicht zu lähmen.

Hier geht’s zum YouTube Video.

Viel Spaß!

Flächennutzungsplanänderung „Wohnbaufläche Obstgarten“ in Hoopte

Diese Bekanntmachung war letzte Woche im WA und seitdem ist in Hoopte augenscheinlich die Hölle los – jedenfalls bekomme ich zahlreiche Anfragen besorgter Hoopter, die ich alle auf diese Veranstaltung verweise. Ohne der Veranstaltung zu weit vorgreifen zu wollen hier schon mal ein paar Fakten dazu.

Baurechtlich konnte ich den besorgten Hooptern zunächst in so weit „Entwarnung“ geben, als dass die Planung wie in der Zeitung abgebildet nicht beschlossen ist. Der Flächennutzungsplan müsste geändert werden und einen neuen Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet müsste es auch geben. Da habe ich schon mal angekündigt, dass ich das SO jedenfalls aller Voraussicht nach nicht mit abstimmen würde, denn im Wesentlichen teile ich die Bedenken, soweit es um Konfliktpotential mit den benachbarten Obstbaubetrieben geht.

Es gibt also am 7. Juli abends eine – wie ich das sehe tatsächlich völlig ergebnisoffene Diskussion im Hoopter Feuerwehrgerätehaus. Ich gehe davon aus, dass dort alle mehr erfahren. Wichtig ist aber, dass die Bedenkenträger da auch auftauchen und Farbe bekennen. Das Verfahren ist so, dass im Moment noch nicht die Stunde für politischen Einfluß ist sondern – Gottseidank – erstmal „der Bürger“ zu Wort kommt. Wenn der Teil des Verfahrens durch ist, werde ich mich sicher nicht daran beteiligen etwas politisch durchzusetzen, was die Mehrheit der Hoopter ablehnt. Bevor ich mich entgültig festlege warte ich aber die Veranstaltung aber ab – da bitte ich um Verständnis.

Um die hochgeschlagenen Emotionen an dieser Stelle weiterhin ein wenig zu entschärfen greife ich der Bürgerbeteiligung insoweit vor, als dass ich schonmal mitteile, dass die Zeichnung oben einer angedachten (nicht beschlossenen!) F-Planänderung insofern missverständlich ist, als dass darin das eigentliche Baugebiet und die entsprechende Ausgleichfläche enthalten ist. Mit anderen Worten, selbst wenn sich die Planung so durchsetzen würde (und daran habe ich derzeit Zweifel), würden nur weniger als 2/3 der dargestellten Fläche tatsächlich bebaut.
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Andere Menschen zu Töten ist indiskutabel

… sollte man meinen…  Trotzdem gab es zu dem Thema die längste Blog Diskussion die ich je gelesen habe.

Ich war gestern Abend mal wieder auf Jan Filters Seite unterwegs und habe diesen Artikel über „Todesstrafe für Kinderschänder“ dort gefunden und dazu eine sehr sehr emotionale, aber wie ich finde absolut lesenswerte Diskussion – wenn man denn die halbe Stunde dafür opfern kann und will.

Jan schreibt:

„Mord ist ein Verbrechen. Wenn der Staat Mord als Strafe auf straffällig gewordene Menschen anwendet, stellt er sich auf die gleiche Stufe wie andere Mörder.

Ich will in keinem Land leben, in dem diese Form des biblischen “Auge um Auge, Zahn um Zahn” in meinem Namen praktiziert wird. Es mag Menschen geben, denen das egal ist, mir aber nicht. Das ist für mich ein Grundsatz, der etwas mit dem Begriff Zivilisation zu tun hat: In einer zivilisierten Gesellschaft sollte niemand das Recht haben, einen anderen Menschen zu töten. Weder Privatpersonen, noch Beamte, die dies im Auftrag und mit dem Segen des Staates tun.“

Dem kann ich nur Zustimmen. Art. I des Grundgesetzes gilt eben auch für  Schwerverbrecher. Keine Relativierung möglich. Die einzige Situation wo man töten „darf“ – ist die Notwehr – der sog. „finale Rettungsschuss“ ist genaugenommen auch nur ein Unterfall der „Notwehrhilfe“ – und braucht daher keine eigene Rechtsgrundlage. So bleibt nämlich die Entscheidung des Tötenden bei eben ihm selbst und niemand kann vom Staat dazu gezwungen werden einen anderen Menschen zu töten.

Selbstverständlich darf es daher auch keine Gesetze geben, die ausdrücklich anordnen unschuldige Menschen in Passagierflugzeugen abzuschießen – und wenn die ansonsten tausende von Menschen in einem Hochhaus bedrohen. Mensch ist Mensch und da darf der Staat auch nicht sagen zweitausend  Menschen sind wichtiger als einer.

Dass man die individuellen Menschen die für sich selber so eine Abwägung treffen, dafür nicht bestraft sondern entschuldigt ist was ganz anderes… „Entschuldigender Notstand“ sagt der Strafrechtler. Das heißt die Wertung des Gesetzgebers  ist klar:  Töten kann (außer in Notwehr) nicht rechtmäßig sein – und Notwehr geht nur gegen den eigentlichen Angreifer nicht gegen seine „Fluggäste“. Wenn jemand dann trotzdem das Flugzeug abschießt, unternimmt er ganz persönlich die Wertung 1000 Leben gegen 200 – aber nicht der Staat. Aber wenn das Ganze dann verhältnismäßig war bestraft man ihn hinterher nicht – er wird entschuldigt. So einfach ist das! BASTA!

Deutschlandkoalition

Es ist Sonntagnachmittag und in wenigen Stunden beginnt das EM Finale. Da werden wieder tausende Deutschlandfahnen gewunken werden – Schwarzrotgold ist irgendwie schon seit der WM wieder in und kann ohne Scham gezeigt werden… War ja nicht immer so.
Inspiriert durch den CDU-SPD-FDP Antrag vom letzten Stadtrat mit der Anschlussdiskussion und Jan Filters Hinweis, dass Jamaica nicht sein politisches Traumziel wäre, spinne ich jetzt einfach mal vor mich hin. Der Ratsvorsitzende hat zwar irgendwo richtigerweise drauf hingewiesen, dass das Gold der Deutschlandflagge nicht gelb sei, sondern „nur so aussieht“ – aber so unterm Strich würde man da sicher drüberhinwegsehen können…

Aber wie realistisch ist so eine Deutschlandkoalition – jetzt mal auf die große Politik bezogen eigentlich?

Wenn sich die SPD weiter so marginalisiert könnte sie irgendwann tatsächlich vor der Wahl stehen, Juniorpartner in einem Links geführen Rot-Rot-Grünen Bündnis zu werden, oder Wahlweise (vorausgesetzt die CDU hält sich so in der Wählergunst) – die „Große“ Koalition als „normale Koalition“ fortzusetzen…

Nach den aktuellen Umfragen wäre „Große Koalition“ für ein Bündnis aus Schwarzen und Roten Sozialdemokraten ein ziemlich unpassender Name – zusammen würden Sie, wenn heute Wahlen währen, auch keine 2/3 Mehrheit im Bundestag   mehr erzielen. Umdenken ist also gefordert.

Sicher, irgendwie kann ich mir im Moment auch noch nicht vorstellen, dass es Mal so weit kommt, dass Schwarz und Rot noch Gelb brauchen für die Absolute Mehrheit (oder vielleicht besser, dass Schwarz und Gelb noch Rot braucht)..Für völlig ausgeschlossen halte ich es aber auch nicht..

Hätte auch den Vorteil dass die sich ihre Schaukämpfe liefern und die FDP endlich mal an den großen wichtigen Reformen arbeiten könnte – mit ner komfortablen Mehrheit im Rücken…

Insofern…. Deutschland wär mir lieber als Jamaica – und der politsch schönste Teil ist Baden-Würtemberg!

Wieso?

Die Verfassung des Landes Baden-Württemberg legt in Artikel 24, Absatz 1 fest:

Die Landesfarben sind Schwarz-Gold.

Okay ich träume schon wieder.. Aber an nem Sonntag im Sommer darf man das mal finde ich!

Kulturelles – Ratssitzung vom 24.06.08 (4)

Das Thema Stadthalle und Kulturförderung bin ich dann auch bald leid. Wieder mal waren es die Grünen, die einen Antrag gestellt hatten, die Kulturförderung umzustricken, so dass die Verwaltung eine Einzelfallprüfung für die Bezuschussung Veranstaltungen durchführt – was, wie das Chaos um die Stadthallenzuschüsse beweist weder praktikabel noch wünschenswert oder auch nur durchführbar ist. Grade bei den Grünen finde ich, dass da immer etwas an “Besserwisserei” durchklingt. Sie werden nicht müde, die Arbeit von Heimat und Museums- und Kulturverein zu kritisieren und stoßen damit den Ehrenamtlichen vor den Kopf. Die Vorstellung dass die Stadt die Kultur “selbst” in die Hand nehmen soll, statt den ehrenamtlichen Kulturträgern den notwendigen Rahmen zur Verfügung zu stellen, widert mich jedenfalls an. Statt einen “städtischen Kulturreferenten” oder so was zu bezahlen ist es doch besser den Ehrenamtlichen mit Mitteln zu seite zu stehen. “Staatskultur” ist was für totalitäre Staaten und nichts für Winsen!

Die SPD scheint aber durch beredtes Schweigen zumindest eingesehen zu haben, dass die Zuschussregulierung mit den 1600 Euro pro Veranstaltung in der Stadthalle unterm Strich nicht ansatzweise funktioniert. Der Ankündigung, eine “Kulturförderrichtlinie” zu erarbeiten stehe ich skeptisch gegenüber, weil da wieder Ansprüche begründet werden. Das jetzige Verfahren, die Zuschussanträge von Vereinen individuell in Kulturausschuss, VA und Rat zu prüfen und zu bescheiden erscheint zwar schon irgendwie subjektiv.. Aber es funktioniert zumindest..

Nun könnte man sich, gerade als Liberaler, auf den Standpunkt stellen, dass sich Kultur frei entfalten können muss und solche wertneutralen abstrakten Regelungen begrüßenswert sind, weil sie zu einer freien Entfaltung der Kultur führten. In der Tat merke ich, dass ich in Erklärungsnot komme. Aber Fakt ist, dass wir den etablierten Kulturträgern in Winsen nicht die Mittel kürzen können. Was sich da über Jahrzehnte entwickelt hat ist ja auch nicht nur schlecht.

Ich stelle mir vor es gäbe sonst Anträge, die nach so einer Richtlinie geprüft werden – und wenn die Formal richtig sind gibt es automatisch Geld.. und sage ganz ehrlich, dass ich Bauchschmerzen damit hätte, wenn die Stadt Winsen plötzlich zusätzlich Zuschüsse für irgendwelche Projekte geben würde, hinter denen ein paar Künstler stehen, die für ein bestimmtes Publikum auch interessant sein könnten, aber für die die große Mehrheit der Winsener kein Geld ausgeben würde. Engstirnig? Spießig? Gefühlt irgendwie schon. Aber Ehrlich.

Zusätzliche Angebote sind ja immer frei, wenn sie ohne Zuschüsse auskommen. Bei neuen Ideen muss man eben uns als Ratsmitglieder individuell davon überzeugen, dass sie Steuergelder wert sind. Selbstherrlich? Vielleicht.. aber andererseits sind wir doch dafür auch gewählt worden…

Die Vorlagen zum Thema wurden dann auch gar nicht mehr angesprochen, sondern es wurden nebulöse Erklärungen abgegeben, dass man das Thema weiter verfolgen würde. Es mag ja sein, dass das jetzige System der Zuschussvergabe für Kultur und besonders die beteiligten Vereine nicht perfekt ist…. Aber offen gesagt mir fehlt die Fantasie, wie es besser geht.. Richtig ernsthafte Vorschläge, die nicht wahnsinnig viel Bürokratie und Folgekosten mit sich bringen habe ich aber wirklich noch nicht gehört oder gelesen – immer nur die Unkenrufe…

Bürgerstreifen – Ratssitzung vom 24.06.08 (3)

Besonders gut gefallen hat mir während dieser Ratssitzung Dirk Oertzen, der SPD Fraktionsvorsitzende. Er scheint einen Ausgesprochen guten Tag gehabt zu haben. Als es um die “Bürgerstreifenidee” der Freien Winsener ging, hat er mir so aus der Seele gesprochen, dass ich bei meiner Wortmeldung fast Probleme hatte, nicht nur seine Argumente zu wiederholen – allerdings war das ohnehin eine Art Dejavuerlebnis, denn zu dem Thema hatten wir ja erst Ende letzten Jahres ausführlich diskutiert. Irgendwie hat sich zu dem Thema auch die halbe Fraktion der CDU zu Wort gemeldet und etwas krampfig versucht zu rechtfertigen, dass man so eine Bürgerstreife ja eigentlich wolle, nur nicht jetzt und nicht so.. oder so…

Na ich bin jedenfalls dankbar, dass dieser Kelch nun schon das zweite Mal an uns vorübergegangen ist und hoffe, dass die sich weiter streiten, so dass da keine “schwarzen Sherrifs” für Winsen rumkommen.

Verkehrsplanung – Ratssitzung vom 24.06.08 (2)

Besonders bemerkenswert – ich habe einer Aussage des Vorsitzenden der Grünenfraktion, Herrn Dr. Schäfer Beifall gespendet: “Darüber die Osttangentenverlängerung vollständig selbst zu finanzieren auch nur nachzudenken, ist das blödeste was man machen kann!” Dieser Seithenhieb auf unseren populistischen Freund Berten hatte gesessen… Wir als FDP Fraktion haben uns wie angekündigt dafür stark gemacht, dass die Straße nur in einem Stück geplant werden kann – nämlich an Luhdorf UND an Pattensen vorbei bis nach Thieshope. SPD und CDU haben das genauso gesehen – die Freien Winsener dann ja im Ergebnis auch. Die angeführte Aussage von Schäfer war dann aber leider aus meiner Sicht auch schon das einzig sinnvolle, was die Grünen zur Diskussion beigetragen haben. Was da ansonsten kam war irgendwie abstrus: Man könne nicht an Pattensen vorbeiplanen, weil da in der Nähe der möglichen Trasse ja ein Baugebiet entstehen solle, wo man dann wieder Lärmschutzmaßnahmen einplanen müsste… Ja nee.. schon klar. Also lassen wir den unstrittig wachsenden Verkehr lieber weiter mitten durchs Dorf rollen oder wie?