Rockkonzert und Verantwortung

Manchmal muss man auch Verantwortung übernehmen für Dinge, die man im Rückblick anders gemacht hätte. Ich habe mich bei der Abstimmung über die Ausfallbürgschaft – anders als die anderen beiden FDP Ratsherren – enthalten und will mich dafür rechtfertigen. Wenn man aber über das Rockkonzert mit Nena redet, das wohl in der Tat von der finanziellen Seite her ein ziemlicher Schlag für die Stadt ist, muss man meiner Ansicht nach das ganze aus der Sicht bevor es stattfand, betrachten. Hinterher ist man immer schlauer.

Als der Antrag der SPD ursprünglich mal gestellt wurde hatte ich als Mitglied des vorbereitenden Kulturausschusses erstmal ein ganz gutes Gefühl dabei. Es ging mir vor allem darum, den Park auch für Nicht-Senioren attraktiv zu machen. Wenn man ein bestimmtes Ziel für die Stadt und ihre Bürger erreichen will, muss man manchmal Risikoinvestitionen tätigen. Bei dem Rockkonzert war – mir jedenfalls – nicht von vorn herein klar, dass das ein Schlag ins Wasser werden würde. Hier galt es Abzuwägen, ob das Risiko für Winsen 50.000 Euro Steuergelder zu verlieren den positiven Effekt, nämlich die Luhegärten langfristig für junge Leute zu beleben, Wert war. Bei der Abwägung pro und contra Ausfallbürgschaft war ich so hin und hergerissen, dass ich mich in der Abstimmung enthalten habe.

Wie kam es dazu? Ursprünglich sollte die Stadt das „Rockkonzert“ selbst organisieren.. Dass die Stadtverwaltung das gar nicht gekonnt hätte war und ist meine Ansicht bis heute. Ich habe damals Frau Eckhoff den Vorschlag gemacht zu beantragen, dass die Stadtverwaltung fünf professionelle Konzertveranstalter anschreiben denen das Gelände anbieten möge. 

Auszug öffentliches Protokoll der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport, Freizeit,Tourismus und Partnerschaften vom 2.6.07

TOP: Ö 12

Ratsfrau Eckhoff leitet zur Tischvorlage der SPD-Fraktion ein. Man wolle im Bereich der Luhegärten (ehemaliger Eckermannpark) im Jahr 2008 eine Rockveranstaltung durchführen lassen. Die Verwaltung solle von externen Veranstaltern 5 Angebote einholen und das Kostenvolumen darlegen.

Ratsherr Ruschmeyer ist der Meinung, der Eckermannpark eigne sich gut für die Durchführung einer solchen Rock-Veranstaltung.

Ratsfrau Winklareth gibt zu bedenken, man solle daran denken, für alle Altersgruppen Angebote zu schaffen.

Ratsherr Lübberstedt trägt die Meinung der CDU-Fraktion vor. Man halte den Ort Eckermannpark für ein Rockkonzert für nicht geeignet. Die CDU sehe im Schlossplatz die geeignetere Fläche.

Ratsherr Schlüter bemerkt, er halte den Eckermannpark für einen idealen Standort. Daher sei dies ein Projekt, welches unterstützt werden müsse.

Frau Bürgermeisterin Bode widerspricht der mehrheitlichen Auffassung, der Eckermannpark sei eine ideale Fläche für Rock-Veranstaltungen. Es gehe im Kern auch um die Kosten für die Wiederherstellung der Anpflanzungen nach einer solchen Veranstaltung. Es müsse diesbezüglich mit hohen Kosten gerechnet werden.

Für Stadtjugendpfleger Macke sei auch die Frage bei der Durchführung der Veranstaltung mitentscheidend, wer als „Headliner“ gesucht werde.

Frau Bürgermeisterin Bode macht darauf aufmerksam, dass die Veranstaltungsgröße Grundlage aller Planungen sein müsse. Daher wäre eine Vorgabe hinsichtlich des einzusetzenden Geldbetrages hilfreich.

Ratsherr Ruschmeyer erwidert, Verhandlungsgrundlage mit einem externen Veranstalter müsse sein, möglichst eine kostenneutrale Veranstaltung anzustreben.

Auch Ratsherr Lübberstedt verdeutlicht, es sei für ihn hinsichtlich der Durchführung der Veranstaltung die entscheidende Frage, wie viele Menschen man erreichen wolle.

Im folgenden wird über den Antrag der SPD-Fraktion abgestimmt.

Beschluss:

Bis zur nächsten Ausschusssitzung für Kultur, Sport, Freizeit, Tourismus und Partnerschaften werden 5 Angebote bei Veranstaltern eingeholt, eine „Rocknacht“ in den Luhegärten im Jahr 2008 in Winsen durchzuführen.

Abstimmungsergebnis:

Ja: 5 Nein: 3 Enthaltung: keine

Von denen kamen dann „Angebote“ und Kanebley schien uns allen der „Beste“ zu sein. Positive Erfahrungen hatte ja Neu-Wulmstorf mit „Silbermond“ vorzuweisen. Ich habe mich immer dafür ausgesprochen, dem privaten Veranstalter eine möglichst große Freiheit zuzugestehen – denn ich mag mir gar nicht vorstellen, was denn dabei rausgekommen wäre, wenn wir im Ausschuss auch nur versucht hätten, uns auf einen Künstler zu einigen. Dass ich nicht unbedingt Nena gewählt hätte ist klar. Naiv wie ich war, bin ich allerdings davon ausgegangen, dass jemand, der Erfahrungen hat mit Konzerten das ganze auch so planen kann, dass er dabei Gewinn macht und keinen Verlust.

Als dann die Ankündigung kam für einen großen „Top-Act“ brauche man eine Ausfallbürgschaft i. H. v. € 50.000,- habe ich auch erstmal geschluckt. Die anderen beiden Mitglieder der FDP Fraktion, namentlich Erich Lubina und Hans Heinrich Rüschmeyer waren dagegen, aber ich hatte bereits so viel konstruktives in die Vorbereitung im Ausschuss beigetragen, dass ich persönlich der Meinung war, das könne man machen. Ich hielt es für ein kalkulierbares Risiko und habe in Kompetenz und Interesse des Veranstalters, Gewinn zu machen, vertraut. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht, so dass ich mich in der Ratssitzung anders als meine Fraktionskollegen (die haben dagegen gestimmt) bei der Abstimmung enthalten habe – was dazu geführt hat, dass es für die Ausfallbürgschaft eine Mehrheit gab.

Unterm Strich muss ich feststellen, dass Lubina und Rüschmeyer diesmal vollkommen Recht hatten. Was bleibt ist die – zugegebenermaßen dünne – Hoffnung, dass jetzt Konzertveranstalter auf das Gelände aufmerksam geworden sind und in Zukunft so etwas ohne Ausfallbürgschaft, vielleicht in kleinerem Rahmen oder mit anderem Engagement dort durchführen. Jedenfalls würde ich in Zukunft immer gegen eine Ausfallbürgschaft stimmen.

Allerdings gehe ich davon aus, dass Herr Kanebley uns – jedenfalls in nichtöffentlicher Sitzung – ganz genau Rechenschaft ablegen wird, in welcher Höhe denn Defizite angefallen sind und wir daraus zumindest gewisse Erkenntnisse für die Zukunft ableiten können.